Zum Inhalt springen
„Der Jugendwahn ist jetzt vorbei“ – Arbeitslosenquote älterer Menschen halbiert

Der Jugendwahn ist jetzt vorbei“ – Arbeitslosenquote älterer Menschen halbiert

mit die­ser Schlag­zeit fei­erte die FAZ am Sonn­tag (24. 10. 2010) die – angeb­lich – gestei­gerte Zahl von Beschäf­tig­ten im Alter zwi­schen 55 und 64 Jah­ren. Danach gab es in die­ser Alters­gruppe im Jahr 1999 noch 2,8 Mil­lio­nen sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tige Arbeit­neh­mer, zehn Jahre spä­ter, also 2009 einen Anstieg auf 3,6 Mil­lio­nen, sozu­sa­gen 800.000 Beschäf­tigte mehr. Und, so die FAZ: „… hinzu kommt, dass viele der einst­mals bei Arbeit­ge­bern belieb­ten Früh­ver­ren­tungs­pro­gramme aus­ge­lau­fen sind…“. Wei­ter liest man. „Waren 1999 in Deutsch­land noch 950.000 Ältere ohne Arbeit, so hat sich deren Zahl bis zum Jahr 2009 auf 496.000 fast hal­biert“. Die Zah­len kom­men von der Bun­des­agen­tur für Arbeit und von die­ser kommt auch die Bemer­kung „Der Jugend­wahn in den Unter­neh­men ist zu Ende“.

Wer diese Zah­len kri­tik­los hin­nimmt, liegt lei­der falsch! 2011 muss über­prüft wer­den, wie viele Arbeits­lose es in die­ser Alters­gruppe tat­säch­lich gibt und ob für Men­schen bis zum Alter 67 über­haupt Arbeits­plätze vor­han­den sind, bevor die „Rente mit 67“ end­gül­tig Gesetz wird. Aus die­ser Rich­tung, so darf man unter­stel­len, weht der Wind. Denn wer immer noch in pas­si­ver Alters­zeit „beschäf­tigt“ ist, ist im Prin­zip „arbeits­los“, aber befin­det sich noch voll auf dem Gehalts­zet­tel sei­ner Firma. Nach­dem man bis Ende 2009 diese Alters­teil­zeit unter­schrei­ben konnte – in der Regel für min­des­tens 2 Jahre, maxi­mal für sechs (in Aus­nah­me­fäl­len sogar bis 10 Jahre) – gibt es hun­der­tau­sende in der Alters­gruppe zwi­schen 58 und 65, die nicht mehr arbei­ten, aber offi­zi­ell noch auf Jahre hin­aus „beschäf­tigt“ sind, quasi als Frei­gän­ger in „pas­si­ver Alters­teil­zeit“. Es darf unter­stellt wer­den, dass diese Anzahl nicht aus die­sem eupho­ri­schen Zah­len­werk her­aus gerech­net wurde.

Motto: „Glaube kei­ner Sta­tis­tik, die Du nicht selbst gefälscht hast!“ Genau wie die Arbeits­lo­sen­sta­tis­tik ins­ge­samt: Diese wurde mehr­fach bezüg­lich Erhe­bungs­da­ten ver­än­dert (s. FOCUS) – aus poli­ti­schen Grün­den und zur Schö­nung der Zah­len. So sind bei­spiels­weise 400 € Job­ber nicht mehr offi­zi­ell arbeits­los, damit auch nicht in der Sta­tis­tik, genauso wenig wie Men­schen bei pri­va­ten Ver­mitt­lern oder die sich in „Umschu­lungs­maß­nah­men“ befin­den (s. auch IAB). Aber kein Mensch, auch kein Jour­na­list, redet noch davon, näm­lich dass die Sta­tis­tik nicht ver­gleich­bar ist mit frü­he­ren Zah­len, die knapp an die 5 Mil­lio­nen reich­ten. Ende 2010 redet man von 3 Mil­lio­nen. Wenn man die Sta­tis­tik wei­ter­hin „anpasst“, errei­chen wir viel­leicht wie­der 500.000, wie einst in den gol­de­nen 50er Jah­ren, und die Bun­des­agen­tur mit der­zeit etwa 100.000 Mit­ar­bei­tern darf sich neue Arbeits­ge­biete suchen – oder ihre eige­nen, dann arbeits­lo­sen Ange­stell­ten betreuen. Schlimm wär´s…

Horst See­ho­fer aus Bay­ern, kra­wal­l­er­probt und nicht beson­ders kon­flikt­scheu, hat also Recht mit sei­ner For­de­rung nach Über­prü­fung der Arbeits­mög­lich­kei­ten für ältere Arbeit­neh­mer. Es ist kei­nes­falls erwie­sen wo sie sind, die rea­len Arbeits­plätze für die Men­schen zwi­schen Mitte fünf­zig und bis siebenundsechzig!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert