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EU-weit später in Rente gehen, die Alten und die Jungen

EU-weit später in Rente gehen, die Alten und die Jungen

unter die­ser Über­schrift bezieht sich die SZ vom 31. 10./1. 11. 2009 auf den Nach­hal­tig­keits­be­richt 2009 der EU. Die­sem ist zu ent­neh­men, dass der durch­schnitt­li­che EU-Bür­ger der­zeit mit knapp 62 in Rente geht. Dem­nach gehen die Luxem­bur­ger, gefolgt von den Slo­we­nen, am frü­hes­ten, mit nicht ganz 60 Jah­ren in Rente, die Deut­schen (auf Platz 17 alters­be­zo­gen) mit etwa 62,5  und am spä­tes­tens die Schwe­den, mit unge­fähr 64,5 Jahren.

Bei einer Fort­füh­rung der bis­he­ri­gen Poli­tik werde die­ses Ren­ten­ein­tritts­al­ter bis zum Jahr 2060 auf nur 63 Jahre anstei­gen, bei einem gleich­zei­ti­gen Anstieg der Lebens­er­war­tung auf 88 Jahre“, so ist zu lesen. Und wei­ter: „Alle EU-Staa­ten sind durch den demo­gra­phi­schen Wan­del und das Pro­blem der Staats­fi­nan­zen her­aus­ge­for­dert, doch die Risi­ken sind unter­schied­lich. Am bes­ten vor­be­rei­tet sind dem Bericht zufolge Bul­ga­rien, Däne­mark, Est­land, Finn­land und Schwe­den“. Warum gerade diese Län­der, bleibt offen.

Es ist also Raum für Krea­ti­vi­tät bei den Poli­ti­kern, denn unum­gäng­lich ist die­ses Pro­blem schon längst. Aber ob es mit dem undif­fe­ren­zier­ten Brech­ei­sen der Agenda 2010 der ehe­ma­li­gen Rot-Grün-Regie­rung zu lösen ist, ist abwe­gig. Es braucht schon etwas mehr Intel­li­genz und vor allem Mut zu ech­ten Refor­men. Geld beschaf­fen könnte man bei­spiels­weise, indem man das Sys­tem der Schweiz ein zu eins über­nimmt, wo ALLE Bür­ger ohne Bei­trags­be­mes­sungs­grenze nach oben und OHNE AUSNAHME (!) in eine gesetz­li­che Ren­ten­ver­si­che­rung ein­zah­len und dann eine mit­tel­mä­ßige Rente erhal­ten, die im Durch­schnitt etwa der des deut­schen so genann­ten Eck- oder Stan­dard­rent­ners ent­spricht (ca. 1.070 €). Gleich­zei­tig müsste die pri­vate Vor­sor­ge­mög­lich­keit deut­lich ver­bes­sert und erleich­tert werden.

Aber die deut­schen Poli­ti­ker, in schö­ner Ein­heit mit denen der ande­ren euro­päi­schen Hoch­schuld­ner­län­der, wer­den eher jede Art von rea­ler Ver­än­de­rung aus dem Weg gehen. Denn man müsste ja immer irgend­ei­ner Kli­en­ten­gruppe weh tun. Und alle paar Monate wird in irgend­ei­nem Klein­bundes­ländle gewählt. Schul­den machen ist dage­gen viel ein­fa­cher und neu­tra­ler, denn Geld lässt sich ja bekannt­lich drucken.

Und die Jun­gen? Ja, da darf man gespannt sein, was die machen. Eher wenig. Ein biss­chen mau­len sie zwar, was eher einem Jam­mern gleich kommt, aber von wegen Pro­test, Demos, Uni-Streiks oder irgend­wie hör­bar poli­tisch aktiv werden… ???

Die Gene­ra­tion, die jetzt in Rente geht oder schon ist, die hat auch rie­sige Schul­den über­nom­men – näm­lich die von Adolf und Co., den Wie­der­auf­bau erst vom Wes­ten und dann von der DDR, sie hat demons­triert gegen den Viet­nam-Krieg, gegen Pers­hing und gegen Atom­kraft­werke…  Aus­ser­dem hin­ter­lässt sie erst­mals in der Geschichte Deutsch­lands reale und nam­hafte Erb­schaf­ten (nicht nur den gerne zitier­ten Schul­den­berg!), geschätzt etwa 140 Mil­li­ar­den pro Jahr, dazu ein Land mit einer kom­plet­ten Infra­struk­tur mit Stra­ßen, Fabri­ken, Schu­len, Ver­wal­tungs­ge­bäu­den und… und… und…

Und deren Kin­der? Irak-Krieg und Krieg in Afgha­ni­stan: Ruhe. Ver­län­ge­rung der Betriebs­dauer der Atom­kraft­werke: Ruhe. Ein Leben mit Zeit­ar­beits­ver­trä­gen und ohne Min­dest­lohn: Ruhe. Erhöh­ter Druck am Arbeits­platz: Ruhe.  Lie­ber ange­passt, gege­elt und brav gescheitelt.

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